Auf dem Dorfplatz

Rin saß wieder in dem Käfig, der im Obergeschoss des Hauses des Dorfältesten stand.
Seit einem halben Jahr kam sie nicht mehr raus und von ihrem Ziehvater Maha hörte sie ebenfalls nichts mehr.
Die Aussagen der Soldaten, dass Garoh sich weigern würde, sie zu befreien, glaubte sie erst mal gar nicht. Ihre Gedanken schweiften dauernd zu Racheplänen, die sie an den Menschen hier ausüben wollte. Nur Menschen außerhalb dieses Systems waren böse? Niemals! Hier herrschte viel mehr Böse, als sie es außerhalb erlebt hatte.
Dies war wieder ein Tag, an dem Rin nur schmollend im Käfig saß und nichts tat.
Ab und zu wurde sie aus dem Gefängnis entlassen, doch stand sie stets unter strenger Aufsicht. Sie sollte den Dorfbewohnern helfen, sich auf die Evakuierung vorzubereiten, die in einem Tag statt finden würde.
Sie wollte den Menschen nicht helfen! Vor einem Jahr hatten sie einen Bündniss geschlossen, der Werwölfe und Menschen vereinte. Doch dieses wurde ganz klar gebrochen, nachdem dieser Hauptmann sie gefangen nahm.

So ein Arschloch... knurrte Rin nur und seufzte. Was sollte sie nun wieder tun? Versuchen, abzuhauen?
Während sie in Gedanken versank, bebte die Erde. Sie hörte Schreie draußen und roch Feuer.
Was war los?
Eine Explosion im Haus ließ sie gegen das Zimmer schleudern. Sie verspürte Schmerzen am Hinterkopf, gleichzeitig bemerkte sie, dass der Käfig kaputt war. Trotz Fußketten rannte sie hinaus und musste mit Entsetzen feststellen, dass die Monster-Armee, von deren Kommen erst Morgen Abend die Rede war, bereits jetzt schon da war. Hatte man sich verschätzt? Sie hätte sich verstecken und die schwachen Menschen dabei beobachten können, wie sie in ihr Verderben rannten. Doch nicht alle Menschen waren so böse wie die Soldaten.
"Huh... Apropos..." murmelte Rin und sah sich um. Sie sah die Dorfbewohner an ihr vorbei rennen, doch keiner von den Soldaten war zu sehen. Hatten sie sie etwa zurückgelassen? Wenn das Haus nicht explodiert und der Käfig durch den Wirbel nicht kaputt gegangen wäre, würde sie wahrscheinlich im Haus versauern.
Knurrend wandte sie sich zu der Richtung, aus der die Explosionen zu sehen waren.
"Was zum..." murmelte sie und weitete die Augen. Es waren große schlangenähnliche Monster, die wahllos auf das Dorf einschlugen. Vor dem Tor standen einige mutige, dennoch der Armee unterliegende Soldaten aus dem Dorf selbst. Doch lange hielten sie nicht durch.
Mit einem Schlag wurden sie getötet. Hinter den Wesen kamen noch größere Monster näher auf das Dorf zu. Mit so einem Ausmaß hatte sie nie gerechnet. Wie wollten die Soldaten aus der Stadt gegen sie ankommen? Wussten sie, wie sie aussahen? Rin schluckte. Vielleicht sollte sie ihre Beschwörung einsetzen? Dies wäre die einzige Möglichkeit.
Sie schüttelte mit dem Kopf und begann zu laufen, achtete jedoch darauf, nicht über die Kette zu stolpern.

Rin lief durch die Wege, anschließend bog sie in eine Gasse ab. Sie glaubte sich zu erinnern, dass dies eine Abkürzung war, der zu einem der Ausgänge aus dem Dorf führte. Sie musste jemanden finden, der ihr das Siegel von den Ketten abnahm, da sie sonst nicht richtig kämpfen konnte. Seit einem halben Jahr hatte sie nur ein mentales Training gehabt.
Schnaubend sah sie zurück, dass keiner ihr folgte, ehe sie zwischen den Gassen rumlief.
Kaum hatte sie diese verlassen, musste sie mit Entsetzen feststellen, dass sie im Kreis gelaufen war und wieder an dem Dorftor ankam, vor dem sie vorhin stand.
"Verdammt!" fluchte sie leise und wollte wieder nach einem anderen Ausgang suchen, als sie über die Ketten stolperte und auf die Erde stürzte. Knurrend richtete sie sich auf, doch bemerkte sie einen Schatten über sich. Als sie aufsah, musste sie feststellen, dass eines der Monster sie entdeckt hatte und sie nun anvisierte, wie einen zukünftigen Mittagssnack.
Sollte sie nun ihre Beschwörung einsetzen? Sie kniff die Augen zu, um schnell nachzudenken, ehe sie anschließend den Angriff des Schlangenviehs auswich, indem sie sich auf ihre Arme abstützte und zur Seite sprang.
"Sterben tue ich hier nicht!" fauchte sie und machte Handzeichen. Sie ließ das Monster verbrennen, bemerkte aber einen Angreifer von hinten nicht sofort.

Lancer und Tamamo die aus der Richtung ihrer Heimat zu dem Dorf kamen, sahen aus der Ferne Rauch aufsteigen.
"Also war meine Befürchtung doch richtig..."

"Ein Grund mehr sich zu beeilen."

Da sie sich auf der anderen Seite des Dorfes befanden, sprang Lancer einfach hoch auf die Mauer die das Dorf umgab und lief dort entlang.
Kurz bevor sie die andere Seite erreicht hatten sah er wie ein Mädchen mit einem der Schlangenkreaturen zu kämpfen hatte und ein weiteres dieser Viecher nicht bemerkte.

"Verdammt!"
Um von hier aus schnell genug zu sein würde es ein kleines Opfer kosten, er lief leicht die Wand herunter und sprang dann mit voller Kraft von der Wand ab, was diese zum Einsturz brachte.

Seinen Speer hatte er bereits gezogen und rammte diesen dann mit voller Wucht seines Sprunges der Schlange ins Auge und riss die ganze leblose Kreatur dann zu Boden.
Dann blickte er zu dem Mädchen was er gesehen hatte.
"Alles in Ordnung bei dir?!"
Er lief dann auf sie zu, um zu sehen ob alles bei ihr in Ordnung wäre.
Tamamo derweil beobachtete das ganze Schauspiel entspannt von seiner Schulter aus.

Rin hatte das eine Vieh getötet, ehe sie ein Gröhlen hörte. Sie drehte sich erschrocken um, ehe etwas ins Auge des Monsters schoss und dieses umbrachte.
Irritiert sah sie sich um, als ein Blauhaariger Mann auf sie zukam.
Blinzelnd musterte sie ihn, ehe sie auf die Beine sprang. Die Fußkette klimperte.
Sie bemerkte ebenfalls das kleine flauschige Wesen auf der Schulter ihres Retters, worauf ihre Augen leicht zu funkeln anfingen.
Auf die Frage des Mannes nickte sie leicht.
"Uhm... ja... Danke." sagte sie und senkte den Kopf, den Blick aber immer noch auf den Mann gerichtet.
Sie spürte von ihm eine dämonische Aura. Er war also kein Mensch, ebenso seine Begleiterin. Nur was taten sie hier? Sie hatte die beiden noch nie gesehen. Waren es Reisende?
Die Erde bebte kurz, ehe wieder die Monster in das Dorf einmarschierten. Rin drehte sich um, verlor kurz das Gleichgewicht, aber fiel nicht hin. Diese Ketten machten sie zu schaffen, vor allem weil ihr Fußgelenk blau angelaufen war, nachdem sie diese ein halbes Jahr tragen musste.
"Kommt ihr von außerhalb dieser Einöde?" wollte sie wissen, die Monster im Visier behaltend.

Lancer merkte das das Mädchen recht nervös war, scheinbar hatte er seine Aura doch nicht so gut im Griff wie angenommen.
Er musste in Zukunft also lernen sie auch in unerwarteten Aktionen unterdrücken zu können, aber das war eher unwichtig im Moment.
"Man könnte uns als eine Art Reisende bezeichnen."
Als er den Satz beendet hatte, viel ihm auf wie sie auf ihre Füße starte und er sah die Ketten.
"Wieso bist du denn angekettet?!"
Er sah kurz nach den Monstern und sah das diese im Moment noch weit genug von ihnen entfernt waren.
Dann beugte er sich schnell zu Füßen des Mädchen und begutachtete die Ketten.
Keine normalen Ketten, soviel ist schonmal sicher.
Dann stand er wieder auf und schaute das Mädchen an.
"Nicht bewegen!"
Er konzentrierte eine große Menge Chakra in seinen Speer und stach dann zweimal blitzschnell zu und stieß die beiden Verschlüsse an jedem Gelenk kaputt. Dank seinem nicht mehr menschlichen Chakra, war es kein alzu großes Problem normale Siegel zu zerstören, jedoch waren diese stärker als die Durchschnittssiegel die man sonst so anfand.
Der Anblick der sich unter den Ketten bot, machte ihm klar, dass sie die Ketten schon eine lange Zeit tragen musste.
"Hoffe das hilft ersteinmal."

Tamamo sagte zu dem ganzen nichts, sondern analysierte die Lage stillschweigend.
Die nicht ganz menschliche Natur des Mädchens war ihr sofort aufgefallen und sie hatte eine Befürchtung was in der Vergangenheit des Mädchens lag, wenn sie durch Ketten gefesselt war.
Jedoch machte ihr etwas anderes mehr zu denken, sie spürte in der Entfernung eine große Menge unnatürlicher Energie sich auf das Dorf zu bewegen.
Etwas größeres als nur die Schlangen.

Also waren es doch Reisende. Rin nickte nur, ehe sie nachdachte, wie sie dieses Monster angreifen sollte.
Als der Fremde sie auf ihre Ketten ansprach, schnaubte sie leicht.
"Die Soldaten, mit denen ich hergekommen bin, meinten mich gefangen zu nehmen... Deswegen kann ich Menschen nicht ausstehen..." Den letzten Satz hat sie eher genuschelt. Der Hass auf jene Soldaten stieg immer mehr und sollte sie erneut auf diese stoßen, werden sie es bereuen, sie jemals angesprochen zu haben.
Als der Blauhaarige ihre Ketten begutachtete, zuckte sie zusammen. Sie erstarrte kurz, ehe er ihre Fußketten zerstörte. Dies lenkte Rin völlig von den Monster ab und mit großen Augen sah sie den Größeren an.
"Wie... Wie hast du das gemacht?" wollte sie wissen. Die waren doch mit einem so starken Siegel belegt worden, dass selbst sie nicht brechen konnte. Sie konnte Luft an ihren Fußgelenken spüren und es war beinah so, als hätte man ihr einen angeketteten Felsen abgenommen. Sie sprang einige Male ehe sie sich hastig verbeugte.
"V-Vielen Dank!!! Das hilft unendlich viel!! Danke!!" Mit jedem Satz wiederholte sie die Verbeugung. Diese beiden Fremden schienen stark zu sein. Jedenfalls konnte sie nun vernünftiger kämpfen.
Sie nahm ihre goldene Pfeife, die sie um ihren Hals trug und pfiff einen eigenartigen Ton. Kurz war nichts passiert, ehe auf einmal aus ihrer Metallarmstulpe etwas Rotes herausschoss und sich auf Rins Kopf setzte. Es war ein kleines rotes Wesen, umgeben von einem rötlichen Licht, was sehr stark nach Flammen aussah. Als nächstes beschwor Rin ein Großschwert aus ihrer Stulpe.
Sie wandte sich an die beiden.
"Seid ihr hier, um den Dorfbewohnern zu helfen?" wollte sie wissen und musterte kurz die beiden, ehe sie sich abermals verbeugte. "Nochmals vielen Dank für die Fußketten. Alleine konnte ich sie nicht lösen, dafür war das Siegel zu stark."

Lancer war etwas überfordert mit den Verbeugungen und dem Dank der auf ihm zukam.
"N-Nichts zu danken. Ich bin froh wenn ich ich helfen konnte."
Aber es scheint doch so schlimm zu sein wie ich mir vorgestellt habe, viele der Leute sehen Andersartige nicht als gleichwertig....
Dann schaute er wieder zu dem Mädchen.
"Eigentlich wollten wir nur uns die Stadt ansehen, aber nun ist es halt anders gekommen wie angenommen.
Jedoch können wir diese Bestien kaum frei rumlaufen lassen."
In dem Moment schoss auch schon die erste Schlange wieder an sie heran und wurde von Lancer mit einem gezielten Stoß getötet.
"Würde sagen wir verschieben ein aufklärendes Gespräch erstmal auf später und räumen erstmal etwas auf hier!"
Mit diesen Worten stürzte er sich dann auch schon auf die herannahenden Schlangen und tötete mit seinem Speer und bloßen Händen alles was ihm in den Weg kam.

Rin sah den Blauhaarigen an und nickte schließlich. Er sah aus wie ein Mensch. Wenn sie seine Kraft nicht gesehen hätte, würde sie weiterhin denken, er wäre einer. Aber das war er nicht. Und das war gut so. Sie konnte Menschen nicht vertrauen.
Sie blickte entschlossen.
"Ja... Ich bin eigentlich auch hier, um diese Biester zu töten, die das Dorf angreifen. Die Dorfbewohner sollten auch evakuiert werden..." Sie bemerkte manche Leichen, die unter den Trümmern der Häuser begraben wurden.
Aber die Soldaten haben versagt... So sind Menschen...
Der Fremde tötete das heranschleichende Monster, ehe Rin ihr Großschwert leichtfertig schwang, als würde dieses nichts wiegen.
"Einverstanden." sagte Rin und begann ebenfalls, die Schlangen anzugreifen. Da sie ihre Füße nun frei bewegen konnte, machte sie auch gleich einen Saltosprung, worauf sie die Klinge ihrer Waffe in das Fleisch des Monsters rammte, welches in Zwei geteilt wurde. Kaum landete sie auf dem Boden, drehte sie sich auch schon wieder, worauf sie mithilfe ihres Windjutsu eines von zwei angreifenden Bestien wegschleuderte und das andere köpfte.
Der Weggeschleuderte rüttelte sich wieder auf, da sprang Rin auf dessen Kopf. Sie bemerkte anschließend einen Golem, der außerhalb des Dorfes stand. Zudem sah sie noch einige Krieger, die sich dem Riesen stellten.
"Uhm! Dort sind Leute, die gegen ein Gesteinmonster kämpfen!" rief sie zu den Blauhaarigen. "Sollen wir ihnen zur Hilfe eilen?" wollte sie wissen.
Die Schlangenmonster, die in das Dorf drangen, wurden um einiges verringert.
Sie benutzte wieder ihre Pfeife, nachdem sie das Vieh getötet hatte und ein Greif kam herbei geflogen.
Rin sprang auf diesen und dieser brachte sie erst einmal wieder zu Boden. Sie blieb jedoch darauf sitzen.
Ob der Mann nun mit kam oder nicht, war ihm überlassen.

Lancer hatte keinerlei Probleme mit den Schlagen, sein alltäglicher Training mit Tamamo war um Längen gefährlicher als ein paar Reptilien.
Jedoch sah er auch wie das Mädchen ohne Ketten endlich wieder freier agieren konnte. Doch konzentrierte er sich hauptsächlich auf die Gegner, da diese
für die normalen Einwohner der Stadt doch eine große Bedrohung darstellten und auch schon einige Opfer gefordert hatten.
Lancer schaute zu dem Mädchen als dieses ihm die Information über den Golem zurief.
"Ein Golem also... Es sollte besser sein wenn wir auch dorthin gehen."
Er konzentrierte dann eine Menge Chakra in seinen Beinen.
"Wir sehen uns dann dort, ich räume den Weg dahin noch frei!"
Mit diesen Worten lief Lancer dann so schnell er konnte los und jede Schlange an der er vorbeikam wurde im Vorbeirennen getötet.
Den Golem sollte er mit dem Tempo in kürzester Zeit erreichen können.
Er hätte zwar vielleicht auch auf dem Greifen oder so mitfliegen können, jedoch hätte ihm das zulange gedauert.

Rin war erleichtert, dass sie endlich wieder ihre Beine bewegen konnte. Die Soldaten würden es wirklich bereuen, wenn sie auf diese traf.
Dieser Blauhaarige war einverstanden, dass sie zum Golem eilten, doch ging er seinen eigenen Weg.
Rin nickte und Hanebuyou, ihr Greif, flog empor.
Dass der Fremde so schnell war, beeindruckte Rin noch mehr. Doch ihr Begleiter war ebenfalls schnell. So war sie auch kaum eine Sekunde später bei dem Gesteinmonster.